Anja Hirt und Elke Römmelt im Interview mit Peter Kornell.
Peter, auch an Volkach geht das Thema „Demografie“ nicht vorbei. Die Menschen werden älter, es gibt weniger Kinder. Wie gehst Du damit um?
Es ist schön, dass die Menschen bei oft guter Gesundheit mit Freude und Zufriedenheit ein langes Leben haben. Dass es weniger Kinder gibt hat mit vielen Umständen und der persönlichen Lebensplanung der Menschen zu tun. In Volkach haben wir darauf reagiert und für junge Familien attraktive Anreize geschaffen: Es wurden Investitionen in Kinderkrippen und Kindergärten getätigt, die Grund- und die Mittelschule ist mit modernen Lehr- und Lernmitteln ausgestattet, nach dem Haus zwei der Schule wurde Haus eins energetisch saniert, die Betreuungsangebote für die Schülerinnen und Schüler wurden in der offenen Ganztagsschule und im Hort des Klosters stark ausgebaut, das neue Baugebiet an der Schaubmühle wird angenommen und bereits zügig bebaut. Auch für die größere Anzahl der Menschen in höherem Alter hat sich in Volkach einiges getan. Es wurden neue Wohnungen gebaut, die es Menschen mit eingeschränkter Bewegungsfähigkeit ermöglichen längere Zeit selbständig zu leben. Für Menschen mit intensiverem Pflegebedarf siedelte sich mit dem Seniorenzentrum des ASB eine zweite Pflegeeinrichtung in Volkach an. Die Angebote für die Menschen in allen Altersstufen und Lebenslagen müssen erhalten und zeitgemäß weiterentwickelt werden. So wird beispielsweise in der Altstadt viel von privater und auch städtischer Seite investiert – das sind doch hoffnungsvolle Signale für unsere Zukunft.
Kritiker führen an, in Volkach werde viel für Touristen jedoch wenig für Einheimische getan. Stimmt das denn?
Das scheint mir etwas zu kurz gedacht zu sein. Nehmen Sie das Beispiel Altstadtsanierung und Neubau der Hauptstraße, diese Infrastrukturmaßnahme wird doch für alle gemacht die dort leben und wirtschaften, für alle die sich dort aufhalten. Wasser- und Abwasseranlagen werden saniert und für die nächsten Jahrzehnte sicher gemacht, der Straßenbelag wird so gestaltet, dass dieser für ältere Menschen mit Gehhilfen, für Menschen mit Behinderung sowie für junge Familien mit Kinderwägen und Rollfahrzeugen für Kleinkinder gleichermaßen attraktiv ist. Wenn uns das auch touristisch voranbringt ist das doch nur zu begrüßen. Ich erlebe immer wieder wie unsere Bürgerinnen und Bürger mit Stolz und Freude den Gästen die Schönheit unsere Stadt in der Mainschleifenregion zeigen. Wenn wir unsere Heimat erhalten, da machen wir doch nichts falsch.
Ein ganz wichtiges Thema ist die Verkehrssituation an der Mainschleife. Wie geht’s da weiter?
Der Bau der neuen Brücke über den Main ist erledigt. Dafür dürfen wir allen Beteiligten dankbar sein. Wir wollten statt der Kreuzung einen Kreisverkehr und haben die Hälfte der Kosten dazu aus der Stadtkasse gezahlt. Ein große Aufgabe liegt noch vor uns: Die mögliche Umgehungsstraße Volkach und Gaibach. Weil der Freistaat Bayern nicht bereit ist den Lkw-Verkehr auf den Ortsdurchfahrten einzuschränken, kommen wir um den Weiterbau der Umgehung nicht herum. Das kann aber nur unter der Bedingung bester Lärmschutzmaßnahmen an der Teilumgehung gemacht werden. Das ist nicht verhandelbar! Das Projekt erfordert die größtmögliche Förderung durch den Freistaat Bayern. Und dafür müssen wir kämpfen. Auch eine schnelle Schienenanbindung mit Taktverkehr nach Würzburg sollte in ihren Möglichkeiten und Chancen für die Mainschleifenregion intensiv betrachtet werden. Mit dem Schienenweg der Mainschleifenbahn ist hier eine wichtige Voraussetzung vorhanden. Wir dürfen uns nichts vormachen, auch in Zukunft wird der Verkehr zunehmen.
Für eine kleine Stadt mit knapp 10.000 Einwohnern bietet Volkach viele Freizeitgestaltungsmöglichkeiten. Gleichzeitig weist Du auf die angespannte Finanzlage der Stadt hin. Können wir da beispielsweise ein Hallen- und ein Freibad auch künftig noch leisten?
Als Mittelzentrum zwischen Würzburg, Schweinfurt und Kitzingen und durch den eigenen Anspruch ist in den letzten 50 Jahren in Volkach sehr viel geschaffen worden. Das muss natürlich dauerhaft unterhalten werden, was alljährlich erhebliche Kosten verursacht. Für das Hallenbad hat der Stadtrat eine Sanierungsstudie an einen erfahrenen Fachplaner vergeben. Für das Freibad liegt das schon vor. Der kommenden Stadtrat muss entscheiden wie es diesbezüglich weitergeht. Ich erkenne einen breiten Willen in der Bevölkerung, die Einrichtungen, die wir haben und Nutzen bringen, zu erhalten. Dabei müssen wir uns aber nach unserer „Decke“ strecken. Versprechen werde ich nur das, was ich sicher einhalten kann. Dass ich mich weiterhin mit Leidenschaft und Engagement für den Erhalt unserer Infrastruktur einsetze – das kann ich versprechen.
Du bis 52 Jahre alt. Zwei Perioden als Bürgermeister prägten den Menschen, Peter Kornell. Eine private Frage zum Schluß: Bleibt Dir neben dem Amt Zeit für andere Interessen?
Mit 52 bin ich doch heute ein „Best-Ager“, also in den besten Jahren. Da ist auch etwas dran. Ich fühle mich leistungsfähig. Dazu kommt doch auch viel berufliche Erfahrung und einfach Lebenserfahrung. Gute Voraussetzungen dafür, ein ordentliches Ergebnis abliefern zu können. Und das ist auch mein Ziel. Nachdem unsere drei Kinder aus dem „Gröbsten“ heraus sind, wurde der frei werdende Raum stark von der Bürgermeistertätigkeit beansprucht. Für mein geschichtliches Interesse, gerade auch an unserer Region, für Beschäftigungen in Haus, Hof und Garten nehme ich mir aber schon die Zeit. Auch die eine oder andere Reise mit meiner Frau oder im Freundeskreis muss drin sein. Das ist ein notwendiger Ausgleich, um dauerhaft zufrieden leben und arbeiten zu können.